Vermögenslage und Nettozins
- Das Vermögen des Versorgungswerks betrug 2023 über 2 Mrd. Euro.
- Der erzielte Nettozins 2023 lag bei 0,64% (~13 Mio. Euro).
- Es fehlen ca. 47 Mio. Euro, um den Rechnungszins zu erreichen.
- Prognose für 2024: Keine Verbesserung zu erwarten.
- Seit 2020 wurde – bis auf 2021- der Rechnungszins von 3% nicht erreicht; die Ergebnisse lagen 2020 und 2022 zwischen 1% und 2%
Vergleich mit anderen Versorgungswerken
- Die Berliner Versorgungswerke der Ärzte, Apotheker, Tierärzte und Architekten erzielten -2023- jeweils Nettozinsen von über 3%.
- Das Ärzteversorgungswerk erreichte sogar mehr als 4%.
Aussage im Geschäftsbericht 2023
Im Geschäftsbericht 2023 wurde formuliert:
„Die Investments, die uns durch die Nullzinsphase den Ertrag sicherten, kosten uns jetzt Ertrag.“
Diese Aussage erscheint fragwürdig, insbesondere im Kontext der aktuellen finanziellen Ergebnisse.
Einschätzung des Vorsitzenden des Verwaltungsausschusses:
In der BZZ 11/12 2023 auf Seite 16 unter der Rubrik „Neues aus dem Versorgungswerk“:
„Wir werden am Samstag, den 8.November der Vertreterversammlung die Feststellung des Jahresergebnisses von 1,9% für das Jahr 2022 vorschlagen. Auch das laufende Jahr (2023 Red.) wird sich in dieser Größenordnung bewegen. Wir erwarten aber für 2024 eine Erholung unseres Portfolios, weil unsere Gegenmaßnamen langsam Wirkung zeigen werden. Inzwischen sind wieder festverzinsliche Anlagen auskömmlich, so dass wir massiv umschichten werden.“
Herausgekommen sind im Jahre 2023 0,64% und das Jahr 2024 soll sich auf dem Niveau von 2023 bewegen – fehlt dem Vorsitzenden des Verwaltungsausschusses der Überblick?
Kapitalerträge und Aufwendungen (2019–2023)
Jahr | Erträge Kapitalanlagen (in Tsd. €) | Aufwendungen Kapitalanlagen (in Tsd. €) |
---|---|---|
2019 | 106.242 | 8.848 |
2020 | 65.630 | 44.014 |
2021 | 124.901 | 19.590 |
2022 | 95.205 | 55.618 |
2023 | 83.620 | 70.584 |
- Auffällig: Die Aufwendungen stiegen von 8,8 Mio. Euro im Jahr 2019 auf ca. 70,6 Mio. Euro im Jahr 2023.
- Insgesamt wurden 2022 und 2023 etwa 110 Mio. Euro an nicht werthaltigen Investments ausgebucht.
Auswirkungen der aktuellen Lage
- Auf absehbare Zeit wird es, selbst bei steigender Inflation, vorausichtlich keine Rentenerhöhungen geben.
- Eine Absenkung des Rechnungszinses könnte der nächste Schritt sein.
Steigende Investitionen in verbundene Unternehmen
- Im Jahr 2023 wurden 151 Mio. Euro investiert.
- Anteil der Investitionen in verbundene Unternehmen und Beteiligungen am Sicherungsvermögen: 50% (Vorjahr: 42,6%).
- Zum Vergleich: 2016 lag der Anteil nur bei 9,8% bei einer Nettoverzinsung von 3,9%.
Beispielhaft: ELEMENT Insurance AG
- Beteiligungshistorie:
- Im Jahr 2023 wurde die Beteiligungsquote von 22,6% weiter erhöht.
- Mindestens 38 Mio. Euro wurden investiert.
- Ergebnisse:
- Verluste im Jahr 2023: 23,5 Mio. Euro.
- Gesamte Verluste bis Ende 2023: 92,7 Mio. Euro.
- Unternehmensbewertung stark gesunken.
- Kritik: 2024 investierte das VZB weiter in Element. Die Beteiligungsquote stieg auf 75,8 Prozent.
- Das VZB ist für ELEMENT der „Investor of last Resort“. Mindestens 38 Mio. Euro des Sicherungsvermögens wurden alleine in diesem Jahr in ein Geschäftsmodell gesteckt, von dem kein anderer Investor mehr überzeugt werden konnte und es steht eine einzige Frage im Raum: Warum?
- Element Aufsichtsratsvorsitzender Ralf Wohltmann:
- Jahresvergütung als Aufsichtsratvorsitzender: 30.000 Euro.
Weitere problematische Investitionen: Planet Earth (USA)
- Monatliche Zuschüsse: Zwischen 2 und 2,6 Mio. US-Dollar.
- Der Break-even wurde mehrfach verschoben und soll nun im 2. Halbjahr 2025 erreicht werden.
Kritik an Transparenz und Controlling
- Wirtschaftsprüfer bemängeln:
- Eingeschränkte Ressourcen in der Kapitalanlage.
- Fehlende Transparenz bei Investitionsentscheidungen.
- Sponsoringgelder:
- Beispiel: EVLiquidHome GmbH (Beteiligung des Versorgungswerks zu 68%) sponserte die Veranstaltung DentalBerlin 2023 mit 8.000 Euro zzgl. MwSt.
Fazit
Das Versorgungswerk befindet sich in einer schwierigen Lage. Insbesondere die Investitionen in Beteiligungen wie ELEMENT Insurance AG werfen erhebliche Fragen auf. Ob die angekündigten Gegenmaßnahmen eine Trendwende bringen können, bleibt unklar.
Entlastung:
Verwaltungs- und Aufsichtsausschuss wurden in geheimer Abstimmung mit 7 Ja und drei Nein Stimmen entlastet.
Offene Fragen und Forderungen:
- Wird ein verbessertes Controlling der Kapitalanlagen umgesetzt?
- Wo wurden Sponsoringgelder verbucht, und gab es dazu Verträge?
- Wie wird sichergestellt, dass Gelder nur satzungsgemäß verwendet werden?
- im Bericht der Wirtschaftsprüfer wird die Feststellung getroffen, dass Angaben zu den Beteiligungen unterbleiben.
Das Versorgungswerk rechtfertigt dies mit der Aussage, dass die Beteiligungen ausschließlich der Kapitalanlage dienen und keine dauerhafte Verbindung zu den Unternehmen angestrebt werde. - Diese Begründung mag rechtlich vertretbar sein, birgt jedoch Risiken für die Transparenz, da strategische Absichten und potenzielle Risiken nicht offengelegt werden.
- Weitere Details können den folgenden Quellen entnommen werden: